Zurück zum Pressearchiv 1999 - 2002 | Zurück zur neuen Seite von MdB Lothar Binding


Mit Ebert hat die SPD Geschichte in Heidelberg

Im "Prinz Carl" wurde das 140-jährige Bestehen der Partei gefeiert - Forderungen von damals wirken heute noch nach

von Steffen Liebendörfer RNZ vom 25.5.03
 

Geschichte der SPD gefeiert, v.l. neben dem Musiker Lothar Binding, Willi Edelhoff, Lore Vogel, Ulrich Graf, Claus Wichmann, Roger Schladitz und Anke Schuster. Foto: Kresin

Viel zu feiern gibt es für die Sozialdemokraten derzeit nicht gerade. Umso größer der Bahnhof zum 140-jährigen Bestehen der Partei. In Heidelberg versammelten sich die Genossen im Gewölbekeller des Prinz Carl, um die Erinnerungen an alte Zeiten aufzufrischen.

Festredner war MdB Lothar Binding.

Wer den Prinz Carl betrat, sah festlich gekleidete Gäste und ein riesiges Büffet. Fehlanzeige: Im Spiegelsaal tagten die Gynäkologen. Wer zur SPD wollte, musste eine Treppe runter. Die war dafür Stufe um Stufe mit Teelichtern geschmückt, die vereinzelt beim Vorübergehen der Gäste flackerten. Nur 40 bis 50 der über Tausend SPD-Mitglieder Heidelbergs hatten sich eingefunden. Während die drei Mann starke Band noch ihre Instrumente stimmte, legte sich Lothar Binding bereits fest. Der Jubeltag sei heute, und darum werde auch heute gefeiert, so der Abgeordnete

"Die SPD hat Geschichte in Heidelberg", das stehe unbestritten fest. Der erste deutsche Reichskanzler wurde 1871 in einem Haus in der Pfaffengasse geboren. 1925 kam bei einem Parteitag in der Stadthalle das Heidelberger Programm heraus. Das wirke sogar noch heute: Eine der Forderungen von damals nach der Weiterbildung von Einkommens-, Vermögens- und Erbschaftssteuer beschäftige die Genossen nach wie vor. Mal weniger, mal mehr, besonders beim Blick in die Staatskasse.

In der Geschichte der Sozialdemokratie sei Heidelberg bereits vor der Geburtsstunde der Sozialdemokratie Schauplatz der Arbeiterbewegung gewesen, als beispielsweise 1849 der Heidelberger Vereinigungskongress stattfand. 1863 kam es allerdings erst zur gefeierten Parteigründung: Ferdinand Lassalle gründete in Leipzig den "Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein" (ADAV). Der hatte sogar einen Ableger in Kirchheim, 1869 gründete sich dort ein Filialverein. Im selben Jahr wie Karl Liebknecht die Sozialdemokratische Arbeiterpartei (SDAP) ausrief. Erst durch die Fusion der beiden im Jahr 1875 entstand mit der Sozialistischen Arbeiterpartei (SAP) die Vorläuferin der SPD.

"Gerhard Schröder und Hans Eichel konnten nicht kommen", witzelte Binding zu Beginn seines Festvortrags. Auch Oskar Lafontaine war nicht da - zumindest nicht körperlich. Doch bei zahlreichen Gesprächen fiel sein Name, und immer wieder war zu hören, dass die Genossen in Heidelberg seine Nicht-Einladung zur zentralen Geburtstagsparty in Berlin als gerechtfertigt empfanden.

"Vom Amt des Parteivorsitzenden tritt man nicht per Fax zurück", sagte Ulrich Graf, Geschäftsführer der Friedrich-Ebert-Gedenkstätte. Doch nicht nur in Berlin glänzte man durch Abwesenheit. "Vor 30 Jahren hätte man da noch den Oberbürgermeister erwartet", kommentierte Willi Edelhoff Beate Webers Abwesenheit. In Heidelberg ist er kein Unbekannter; 1972 bis 1980 vertrat er die Sozialdemokraten im Stuttgarter Landtag. Er macht keinen Hehl daraus, dass etwas nicht besser gemacht wird, nur weil es anders gemacht wird. "Kritik an Schröder und seinen Grünen ist doch keine Majestätsbeleidigung", wunderte er sich über Veränderungen in der innerparteilichen Demokratie. Doch am 140. Geburtstag der Partei wollte er das nur ungern vertiefen.

"Wir haben heute in der Partei Auseinandersetzungen - beispielsweise über die Agenda 2010", ließ sich hingegen Lothar Binding in seinem Festvortrag vernehmen. Klar brauche man die Agenda, nutzte dieser die Gelegenheit, um gleich etwas Werbung zu machen. Nicht entnehmen konnte man seinen Ausführungen allerdings, was er von der Auseinandersetzung in der Partei zu diesem Thema hält.Ohne Schelte kam die Union nicht weg: Die ständigen aktuellen Stunden zur Finanzlage in Deutschland seien lediglich Inszenierungen, um die Haushaltslage medienwirksam auf die Regierung schieben zu können, warf Finanzausschuss-Mitglied Binding der Opposition vor. Das komplette Gegenteil praktizieren da wohl die Genossen. "Wir sind auf einer Gerechtigkeitsfahrt", so Binding zum aktuellen Kurs der SPD.

zurück | nach oben