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Veranstaltung im Rahmen der Politikscheckaktion (19. Januar 2002)

Filmnacht hat's gebracht

Stell' Dir vor, Du sitzst morgens um 2 Uhr im Kino und ein Bundestagsabgeordneter kocht für Dich Kaffee. Gibt's nicht? Doch, in der Langen Filmnacht, zu der Lothar Binding (SPD) eingeladen hatte, bediente er auch die Kaffeemaschine - bis 5 Uhr morgens. "Mit Aktionen wie der Langen Filmnacht möchte ich Politik und Politiker erlebbar machen und Kontakte herstellen, die es vorher nicht gab", sagte Binding.

Der evangelische Dekan Steffen Bauer hält die Verknüpfung von Politik und Unterhaltung für eine gute Art, Politik zugänglich zu machen. In erster Linie war er wegen "Gattaca" ins Kino gekommen. In diesem Film geht es um eine Gesellschaft in der das Genom, die vollständige Erbinformation, eines jeden Menschen offen liegt und der absoluten Kontrolle aller Bürger dient. Abgesehen von einigen "Gotteskindern" dürfen nur Kinder mit "einwandfreiem" oder geplantem Genom aufwachsen.


Im Anschluß an den Film führten die Studenten eine interessante Diskussion mit Dekan Bauer und Lothar Binding. Nicht zuletzt weil Ende Januar 2002 im Bundestag über die Verwendung bzw. den Import von embryonalen Stammzellen entschieden wird, war Binding an dem Meinungsbild der Studenten interessiert.



Verfechter und Gegner der Verwendung embryonaler Stammzellen prallten aufeinander. Die Stimmung im Kino war eher gegen den Verbrauch aus Embryonen gewonnener Stammzellen. Steffen Bauer argumentierte, es handele sich um eine Grenzüberschreitung. Man könne nicht das Recht auf Leben eines entstehenden Individuums gegen das Leben eines Anderen aufwiegen. Er appellierte noch einmal an die Politik die gemeinsame Position von katholischer und evangelischer Kirche zu reflektieren. Die Würde des Menschen sei in all seinen Lebensphasen zu schützen. Die Abwägung dieser ethischen Fragen hänge eng damit zusammen, ab welchem Zeitpunkt menschliches Leben definiert wird. Einige definieren diesen Zeitpunkt mit der Befruchtung der Eizelle, andere erst mit der Einnistung. "Ich sehe mich auf der vorsichtigen Seite", sagte Lothar Binding. Eine solche Gesellschaft wie im Film gezeigt mochte er sich jedenfalls nicht vorstellen, geschweige denn die Verantwortung für solche Entwicklungen übernehmen. Außerdem sei ein Verbot der Forschung an embryonalen Stammzellen - falls sich diese Entscheidung als falsch erweisen sollte - revidierbar.

Am ehesten konnten sich einzelne Zuschauer die Verwendung von Stammzellen zur Produktion von Medikamenten vorstellen, bislang unheilbare Krankheiten könnten so eines Tages heilbar werden. Allerdings sahen viele auch die gleichen Möglichkeiten in der Verwendung adulter Stammzellen oder Stammzellen aus der Nabelschnur, zu deren Gewinnung keine Embryos getötet werden müssen.

Der Bundestagsabgeordnete dankte allen, die sich an der Diskussion beteiligt hatten. Viele Beiträge seien Bausteine für auch für seinen politischen Meinungsbildungsprozeß im Vorfeld der Abstimmung, sagte er.

Nach "Wag the dog" kam es zu einer Diskussion darüber, in welcher Form Medien die Politik beeinflussen dürfen und umgekehrt. Die Grenzen zum Missbrauch, das zeigt der Film recht deutlich, sind fliessend. "Politik darf nicht zum reinen Medienspektakel werden. Sie muss auch Inhalte transportieren", so Binding. "Lucky Break" demonstrierte, dass ein Gefängnis keine humorlose Zone sein muss, Peter Cattaneos zweite Regiearbeit beanspruchte die Lachmuskeln enorm.

Als am frühen Morgen, nach 5 Uhr, die letzten Filmnacht-Begeisterten das Kamera-Kino verliessen, war der Tenor: Eine tolle Idee war es, Politik und Unterhaltung auf diese Weise zu verbinden. Bei einer Podiums-Diskussion hätte es wohl niemand solange ausgehalten.

"Die Diskussionen nach den Filmen waren angeregt und fruchtbar, es wurden viele wichtige Aspekte diskutiert", freute sich Lothar Binding. Die Filmnacht startete mit gut 70 Teilnehmern - im Verlauf der Nacht kamen zu den verschiedenen Filmen ca. 200 Zuschauer. Aufgrund der positiven Resonanz werde bei der SPD Heidelberg über eine Wiederholung der Langen Filmnacht nachgedacht, zog der Bundestagsabgeordnete ein vorläufiges Fazit.

Und die Besucher? Die waren begeistert von der ganzen Veranstaltung. "Ein Politiker so zum Greifen nah, so geduldig in der Diskussion, das erlebt man nur selten", sagte eine Zuschauerin. "Das hat's voll gebracht", meinte ein Zuschauer kurz und prägnant. Besonders beeindruckt habe sie Bindings Art, auf Fragen und Kritik einzugehen, sie hätten immer das Gefühl gehabt, ernst genommen zu werden.




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